Dienstag, 20. November 2012

„Denn ich liebe dieses Leben…“ Juli – Dieses Leben

„Denn ich liebe dieses Leben…“ Juli – Dieses Leben


das Cancha-Team
Gestern Morgen sind wir mit dem Curso de Lideres (Mitarbeiterkurs) nach Placeres, einem Hügelgefahren um einen Spiel - bzw. Sportplatz dort aufzuräumen und wieder bespielbar zu machen. Dieser Platz ist wie ein Fußballfeld, es gibt 2 Tore, die noch stehen, jede Menge Müll, der einfach hingeworfen wird. Es ähnelt an manchen Stellen eher einer Müllhalde. Man findet echt alles, zwischen dem „normalen Müll“, wie Papier, Windeln, Essensresten, Flaschen und Glassplittern, auch Sessel, Besteck, eine Jacke, Schuhe, alte technische Überbleibsel von Irgendwas… Auf der einen Seite wurde sogar anscheinend mal ein Müllfeuer gemacht und danach noch Glas drin geschmolzen. 

listo! - fertig!


Der Boden ist komplett ausgetrocknet und sehr staubig. Dennoch wachsen fleißig ganz viele überlebenswillige gelbe Blumen und bodenbedeckende Gewächse. Und auch wenn die eigentlich sehr schön aussehen, stehen sie genau da leider etwas im Weg.
zwischendurch ne kleine Pause
Wir vom Curso sind zu 15. losgezogen, bewaffnet mit gelben Putzhandschuhen (damit wir uns mit nichts infizieren), Müllsäcken (bei denen wir schnell gemerkt haben, dass sie nicht langen würden), einer Schubkarre und Spaten, Hacke und Rechen. Und wir haben losgelegt: Müll gesammelt, große Haufen mit Dachbedeckungen gemacht, Pflanzen ausgerupft. Wir hatten was zu trinken und ein netter Nachbar hat uns dann auch noch was zu trinken geschenkt. Was wir leider nicht hatten, war Sonnencreme. Und da die Sonne ganz schön runtergebrezelt hat haben jetzt einige einen kleinen oder auch größeren Sonnenbrand. Aber die Arbeit war toll. Wenn man sieht, dass sich was verändert, dass es vorangeht und man was bewegt, dann ist das schon eine große Motivation. Als wir dann wieder runtergefahren sind, haben wir uns das Vorher – Nacher-Bild vor Augen gehalten, und das ist schon echt cool anzusehen. Die Aktion war auch echt gut für den Curso. Gemeinsam was arbeiten, jeder macht quasi das Gleiche, man kommt in Gespräche – das ist echt gut für den Gruppenzusammenhalt.

 

Feliz Cumpleaños….

 

hoch soll sie leben...

 


Und dann hatte ich letzte Woche noch Geburtstag. Das war richtig schön, denn es war das einzige Wochenende, an dem mal wieder die Sonne geschienen hat. Wir haben mit Freunden in einer Bar reingefeiert und sind dann noch tanzen gegangen. Am Sonntagmorgen hat dann die weltweite Allianz-Gebetswoche begonnen, wir wie auch dabei waren. Dort hab ich dann mit einem Ständchen ganz nach chilenischer Tradition eine Sahne-Torte ins Gesicht bekommen. Das war echt lustig… 

Geburtstag


Am Nachmittag haben Rahel, Matze, Simon und ich hier noch ein bisschen gefeiert und sie haben mir eine Nachttischlampe geschenkt (weil wir ja nur das große Neonlicht haben, dessen Lichtschalter abends so so so so weit weg ist vom Bett und wir deswegen immer mit dem Heizlüfter Licht gemacht haben), ein echtes Sonntagsbrot, das richtig hart und fest und dunkel ist, eine Mandelmilch und ein echtes Nutella. Rahel hat mir noch ein Büchlein zum Reinschreiben geschenkt, für Andachten, fürs Bibel lesen und um in der Kirche mitzuschreiben. Und einfach für Gedanken. Und das ist nicht nur ein Büchlein, das ist ein wunderschönes zauberhaftes Büchlein, das verziert ist mit Sprüchen, Insidern, Fotos von unserer bisherigen Zeit hier, die sie extra in einem Laden ausdrucken hat lassen, Busfahrkarten und so viel Liebe!! Ich bin total überwältigt!
Am Nachmittag hab ich mit meiner Familie geskyped, was sehr schön war, wo ich aber auch gemerkt habe, dass ich sie gar nicht mehr so vermisse. Ich bin jetzt hier und lebe mein Leben hier – und das ist gut so. Ich habe an diesem Tag auch unglaublich viele Mails und Nachrichten bekommen, was wunderschön war! Von vielen war ich echt überrascht dass sie sich bei mir gemeldet haben und an mich gedacht haben. So viele liebe Worte…

Geburtstags-Sonnenuntergang


Am Abend sind wir zu 4. nach Playa Ancha ans Meer gefahren, haben uns auf die Felsen gesetzt, eine Feedbackrunde gemacht, gesungen und den Sonnenuntergang angeschaut. Auf dem Heimweg im Bus haben wir dann das gemacht, was ich mir schon lange gewünscht habe: mit Gitarre singen. Das war richtig cool und man kommt ratzefatz in ein Gespräch :)
wir vier :)
Insgesamt war das ein wunderschönes Wochenende.












Completos
 Doch das feiert hat nicht aufgehört. Gestern, also der Samstag drauf, wollten wir eigentlich zu einem Thanksgiving-Essen von unserer Kirche gehen. Doch kurz bevor wir die Treppe runtergehen wollten, bindet Rahel mir ihren Schal um die Augen und sagt „Warte kurz“ und führt mich ganz langsam die Treppe runter. Dann zählt sie bis 3 und bindet mir das Tuch ab. Und da stehen sie, mit 2 Torten, Kerzen und singen „Cumpleaños feliz…“ für Valeria und mich.
die Geburtstagsniñas & Camila




Valeria hat am 20. Geburtstag, aber wir haben für mich nach- und für sie vorgefeiert. Ich hab´s erst gar nicht verstanden… Was genau ist das? Und dann ist´s eine Überraschungsfeier von der ich nichts, aber auch echt gar nichts vorher mitbekommen habe!! Ich war richtig von den Socken. Ich bin jetzt 2,5 Monate hier und schon machen sie sich dir Arbeit und organisieren ein solches Fest!! Unglaublich! 



Die Feier war richtig schön, mit Completos (chilenischer HotDog mit Tomate, Zwiebel, Mayo, Ketchup, Senf und v.a. ganz viel Avocadocreme), Salsa, Spielen und am Anfang natürlich wieder die obligatorische Torte ins Gesicht. Aber diesmal so richtig tief, mir war die Sahne bis in die Nasenlöcher…
leckerer Spaß

 



Ich bin unglaublich dankbar hier sein zu dürfen, ich bin angekommen und ich glaub ich bin glücklich.



„Vertraue dich dem Herrn an und sorge dich nicht um deine Zukunft! Überlass sie Gott, er wird es richtig machen“     -   Ps 37, 5


Dem bin ich mir sicher und vertraue darauf. Ich erlebe es.

Samstag, 10. November 2012

„Ich fahr den Rinnstein runter, in meinem Schiff aus Zeitungspapier….“ Nena - Es Regnet



Heute regnet es. Es ist Frühling und eigentlich sollte es warmes T-Shirt-Wetter sein. Aber heute regnet es. Die Suppe hängt über Valparaíso und trommelt auf das Dach. Bei den Jungs regnet es wieder rein. Doch mit Topfen und Tellern kann man alles gut auffangen…
die Bälle fliegen
Hier in Valapraíso ist es aber auch so, dass es keine richtigen Gulli-Deckel gibt oder etwas, durch das das Wasser von den Straßen abfließen kann. Das bedeutet, auch wenn es nur wenig regnet, gibt es schon kleine Flüsschen die die Straßen von den Hügeln nach unten gluckern.


Die letzten Wochen ist wieder viel passiert. Wir hatten z.B. am 13. Oktober die weltweite Basketball-Aktion vom CVJM. Viele Kinder aus dem Colegio Jorge Williams und aus den Kinderheimen waren hier im Guay, wir haben Spiele gemacht und dann sind wir auf einen Hügel gelaufen mit einer großen Truppe. Mit ganz ganz ganz vielen bunten peliotitas (Bällen) aus Papier, aus Plastik und auch echte Basketbällen. Und mit einem riesigen Basketballkorb, der aus einem großen Plastikkreis und einem Volleyballnetz gefertigt wurde. Dort wurde dann als Aktion zu einem bestimmten Zeitpunkt alle Bälle reingeworfen. Es war ein richtig toller Tag mit den Kindern, aber auch mit dem Curso de Lideres (Mitarbeiterkurs), der das Ganze mitorganisiert hat. Das hat die Gruppe wieder ein Stück mehr zusammengeschweißt.



tolle Aussicht
  Insgesamt wird es hier langsam richtig warm, auch wenn heute ein kalter Tag ist. So sind wir vor kurzem auch auf La Campana gewandert. Das ist ein Berg ca. 1 Std von Valparaíso entfernt und 1.880m hoch.  Der Aufstieg war sehr anstrengend. Dafür wurden wir aber belohnt, denn die Natur war bezaubernd!! Viel Wald, aber je höher wir gekommen sind, desto steiniger und „wüstenartiger“ wurde es. Es gab tolle Blumen, Bäume – ganz grün, Steingeröllfelder, Pflanzen, die ich noch nie gesehen hab, und weil es ein schöner Tag war, eine super Aussicht.
mit Cristian vor den Minen


 An der Placa Darwin (jaa, auch Darwin ist da schon hochgestiefelt) hab ich einen Fuchs gesehen, der ganz nah war. Der hat sich auch kein bisschen beeindrucken lassen, als ich mich bewegt hab oder den Foto ausgepackt hab. Bis zu 4 Meter kam er nah an mich ran. Das war schon genial. Und wir haben Spinnen gesehen, die so groß wie Vogelspinnen waren – und auch so behaart, Salamander, die sich auf warme Sonnensteine gelegt haben, und die Vögel. Die singen ganz anders als in Deutschland. Aber man muss sehr aufmerksam sein, wenn man das alles mitbekommen will. Wir haben all das jetzt gesehen und bemerkt, aber ich frag mich, was wir alles mit unseren „Großstadt-Augen“ übersehen haben… Bilder gibt´s in der Galerie.

wer entdeckt sie...?











Das vergangene Wochenende war bei uns ENALI (Encuentro Internacional de Jóvenes) der ACJs in Südamerika. Das ist ein internationales Treffen von Jugendlichen aus den CVJMs. Es waren insgesamt glaub ich 130 Jugendliche hier bei uns im Guay untergebracht aus Uruguay, Peru, ein Kolumbianer und auch viele Delegationen aus verschiedenen Städten Chiles (Iquique, Antofagasta, Santiago, Concepción, Temuco).   

auf Las Cañas

beim Stadtspiel
Wir hatten total Glück, denn dieses Jahr war es in Valparaíso, und deswegen waren wir dabei. Dieses Treffen wechselt nämlich immer den „Austragungsort“ innerhalb Chiles. Leider hatte ich dann doch nicht ganz so viel Glück, denn ich war fast die komplette Zeit krank und im Bett. Das war sehr schade, weil ich so gerne bei den Aktionen dabei gewesen wäre, und auch einfach die anderen Jugendlichen aus den anderen Ländern kennenlernen wollte. Und vor dem Zimmer hört man dann immer das Stimmengewirr, die gute Stimmung und vor allem die Recreaciónes (Sing-Schrei-Spiele), die die Uruguallos die ganze Zeit ohne Unterlass gemacht haben. Was ich so mitbekommen habe, war das Treffen wohl sehr gut, gut geplant und auch ohne größere Zwischenfällt durchgeführt. Ein paar Urugallos sind früher gekommen und so hab ich doch noch Leute kennengelernt. Alle sprechen ja Spanisch, daher sollte die Konversation auch kein Problem sein. Aber am Anfang war doch ein kleines Hindernis: Hier in Chile sprechen wir das „y“ und „ll“ wie ein „j“, die Urugallos aber mit einem „sch“. Es hat sich angehört, als ob sie einfach alles mit schischen: „sch-sch-sch“. Aber auch daran haben wir uns erstaunlich schnell gewöhnt und verstehen sie jetzt gut. Da bekommt man richtig Lust, mal nach Montevideo zu reisen…
mit Dayana und den Urugaschos... ;)




Nachdem jetzt alle wieder weg sind, war es in der Nach ganz ungewohnt, dass es so leise war. Wir haben mal wieder die Möwen oder Ratten – wir wissen es immer noch nicht genau was es ist (und ich will es eigentlich auch gar nicht wissen) – über uns trappeln hören, die Sirenen der Stadt und die Musik des Guays… Jetzt grade wohnen wir hier oben in dem Hostel nur noch mit ein paar Chicas aus La Serena, die hier Urlaub machen. Das ist einerseits ganz cool, weil man immer neue Leute kennenlernt und die Meisten richtig nett sind und wir uns gut verstehen. Aber es ist eben auch so, dass man dadurch die „alleine“ irgendwo wohnt und man zusperren muss und durch den Wechsel wird einem immer wieder bewusst, dass das hier ein Hostel ist, ein Zimmer auf Zeit, eine Durchreise. Trotzdem bin ich vom Gefühl her schon gut hier angekommen und kann sagen: Ich geh schon mal nach Hause… nach Hause in den Guay.