Samstag, 15. Dezember 2012

Der Norden ruft

Der Norden ruft

in den Straßen Valpos

Morgen fliegen wir für eine Woche nach Lima, die Hauptstadt Perus. Dort werden wir unser Zwischenseminar haben mit Wolfgang, der extra aus Deutschland kommt.
Ich freu mich schon sehr auf Lima. Einerseits weil wir dadurch die Möglichkeit haben ein weiteres Land Südamerikas zu erleben, vielleicht auch um einen Vergleich zu bekommen, wie es hier in Chile ist. Andererseits natürlich auch, weil wir die Peru-Volis sehen, die wir ja schon vom Vorbereitungsseminar kennen, und aber auch Leute aus Lima, die wir auf der Internationalen Konferenz ganz am Anfang kennengelernt haben. Das ist jetzt richtig cool, weil wir ja seitdem ganz viel Spanisch dazugelernt haben und uns jetzt „richtig“ unterhalten können. Und ich freu mich auch, weil´s einfach mal rausgeht. Wir Zeit für uns haben, wir uns, unsere Arbeit und auch ich mich reflektieren kann. Ich hoffe, dass es eine gesegnete, ruhige Zeit wird, in der wir noch mal richtig auftanken können und Kräfte schöpfen vor den Sommerprogrammen.

In der Nacht vom 23. auf den 24. kommen wir dann zurück. Das heißt dass ich über diese Zeit keine Mails oder Nachrichten beantworten kann. Also hören wir dann wieder was nach Weihnachten voneinander…


Feliz Navidad
Ja, und weil Weihnachten dann schon direkt vor der Tür steht will ich euch heute schon meine Weihnachtsgrüße hierlassen.
Ich wünsche euch von Herzen gesegnete und fröhliche Weihnachten, dass ihr sie schön im Kreis der Familie oder Freunden verbringen könnt. Ich bekomm hier am Rand ja auch mit, dass es in Deutschland ganz schön viel Schnee geben soll. Das ist natürlich ein super Weihnachts-Extra, weiße Weihnacht… :)
Bei mir ist das dieses Jahr komplett anders. Es ist richtig heiß hier inzwischen und die Sommertemperaturen sind in die Hafenstadt eingezogen. Und wenn es anders ist, dann ändern wir auch gleich alles. Mein erstes Weihnachten ohne Mama, Papa und Lukas; mein erstes Weihnachten generell woanders. Am Anfang war die Vorstellung komisch für mich, aber jetzt hab ich mich innerlich ganz gut darauf eingestellt und freu mich schon richtig drauf. Wir werden hier – wie viele chilenische Familien auch – am 24. Von 17-24 Uhr in eine große Markthalle sein, wo es ein Weihnachtsessen für Leute von der Straße gibt. Da helfen wir einfach mit vorzubereiten, servieren, spülen, alles was eben benötigt wird. Danach sind wir bei der Susana eingeladen, um die Weihnachtsnacht bei ihr zu verbringen. Hier in Chile werden auch erst um Mitternacht die Geschenke ausgepackt. Nach einem Gottesdienstbesuch siehst eigentlich grade nicht aus. Also wird das auch mein erster Weihnachtsabend ohne Gottesdienst.
Zu uns kommt dann noch eine Freundin von Rahel zu Besuch. Sie macht grade ein FSJ in Paraguay und wird über Weihnachten hier in Chile bei uns sein.

Ja, das war´s mal wieder von mir. Ich schick euch ganz viele liebe sonnige Grüße aus Valparaíso

que Dios les bendiga

Eure Leonie

P.S.: Das muss ich noch schnell schreiben: Matze kam grade hier rein und wurde von einer Möwe voll angepfeffert… sein Zitat: „Das war natürlich schon ein bisschen eklig, weil es einfach so PLATSCH gemacht hat."

Mittwoch, 12. Dezember 2012

Wir vier sind jetzt zu dritt.


Wir vier sind jetzt zu dritt. 



so ging´s los in Sao Paulo
am Flughafen im September
Heute waren wir am Flughafen in Santiago und Simon ist aus persönlichen Gründen nach Deutschland geflogen. Es war keine einfache Entscheidung und sie ist wohl überlegt.
Ich bin sehr dankbar, dass wir diese drei Monate zu viert hier in Chile als neue Familie erleben durften. Wir sind zusammengewachsen, haben uns gut kennen und schätzen gelernt und haben eine gesegnete Zeit verbracht.
Natürlich bin ich auch traurig und wir werden ihn sehr vermissen. Er ist ein Teil von uns. Der Blick in die Zukunft beinhaltet Sorgen, wie es sein wird ohne ihn, wie es weitergeht.
Doch der Blick bleibt nicht da stehen. Denn das was ich hier bisher erlebt hab, hat mir gezeigt wie sehr unser Vater sich um uns kümmert. Er hat uns hierher entsandt, nimmt uns bei der Hand, führt uns unseren Weg. Ich brauche mir keine Sorgen machen, denn ER hat den Überblick. Es geht nicht darum, dass ich den Weg verstehe, sondern dass ich ihn gehe – mit Gott. Und mein Leben hat mich gelehrt, dass es funktioniert. Ich vertraue weiterhin darauf und weiß, dass es hier gut weitergeht.
Ich weiß, dass viele für uns und unsere Arbeit hier in Chile beten. Ich würde mich freuen und euch bitten, dass ihr für Simon und uns hier weiterhin betet. Ich glaube, dass das Gebet viel bewirken kann.

Muchas Gracias!


Freitag, 7. Dezember 2012

36° und es wird noch heißer...


„36° und es wird noch heißer…“ – 2Raumwohnung


Wir schwitzen. Sobald es aus dem Schatten in die Sonne geht oder auch im Zimmer und auch beim Einkaufen, wir schwitzen einfach. Und da müssen wir nicht mal viel machen. Der Sommer hat Einzug gehalten, die 50er-Sonnencreme steht bereit und ist inzwischen so notwendig wie ein Schlüssel, wenn man den Guay verlässt. Bald ist Weihnachten – unvorstellbar…


Teletón

Am Samstag war „Teletón“ in Chile und auch in Valparaíso. Das ist so eine Aktion ähnlich wie „Ein Herz für Kinder“, bei der Geld gesammelt wird für körperlich behinderte Kinder. Nur dass es hier um einiges Größer ist als in Deutschland. 






Es wird von Freitag auf Samstag komplett im Fernsehen übertragen und es wird auf allen Kanälen ausgestrahlt, die Stadt plant Aktionen, die Firmen reißen sich um die Buttons auf ihren Produkten, dass sie den Teletón unterstützen,  alle Leute spenden und sind begeistert. Es gibt also keine Möglichkeit, dem zu entfliehen. Wir hatten sie auch nicht. Also haben wir uns kurzerhand als Freiwillige gemeldet um zu helfen und haben den ganzen Samstag mitgearbeitet. 
beim Tanzen


Wir wussten nicht, dass das alles draußen stattfinden würde und hatten natürlich lange Hosen an und haben wieder mal geschwitzt. Und natürlich haben die Organisatoren ganz schnell spitz gekriegt, dass wir Deutsche sind, und ab dem Moment „durften“ wir zu jedem passenden und auch unpassendem Moment auf der Bühne tanzen. Das ist leider meistens eher peinlich für uns und ganz unterhaltsam für alle Chilenen. Nach einer Weile gewöhnt man sich dran und dann macht´s richtig Spaß. So sind wir dann ins chilenische Fernsehen gekommen. 
vor der Bühne hiner der Absperrung


Wir haben auch immer wieder die Spenden-Nummer auf Deutsch gesungen: 24500-03. Die wurde den ganzen Tag eingespielt und gesungen und ohne Pause wiederholt. Zwischendurch waren immer wieder Show-Acts, Bands und Unterhaltungsprogramme. Wenn wir nicht auf der Bühne waren, haben wir geholfen, dass die Absperrungen der Absperrung gedient haben, Eis und Süßigkeiten verteilt, Fotos mit uns unbekannten chilenischen Stars gemacht, die dort waren, und die Zeit mit den anderen Freiwilligen genossen. Das Ganze ging von 8.oo-22.3o Uhr, und ich glaub es gab keinen Tag in meinem Leben, in dem ich so viel gestanden bin und getanzt hab, wie dieser. Es war ein wunderschöner Tag. 

gute Stimmung...


...und verrückte Artisten














So, und ich hab mir die letzten Blogeinträge mal angeschaut. Und wisst ihr, was mir aufgefallen ist?! Ich hab kaum über meine Arbeit geschrieben. Und die nimmt doch einen beträchtlichen Part in meinem Leben hier ein. Inzwischen ist sie für mich relativ „alltäglich“ geworden, was echt ne Weile gebraucht hat.
 Jetzt erzähl ich aber mal was:
bei den PreKindern
der viel zu kleine Pausenhof


Am Montag gehen wir immer ins Colegio Jorge Williams. Das ist die Schule vom CVJM, die kein Schulgeld verlangt, das hier ziemlich teuer ist in anderen Schulen. Ich bin vor der Pause immer bei den PreKindern (4-5 Jahre), wo ich Tía Karen helfe das Frühstück zu verteilen, die umgeschüttete Milch aufzuwischen, den Kindern vorlese, kleine Streitigkeiten löse, versuche jedes Mal mehr von dem Kinder-Spanisch zu verstehen - was am Anfang echt nicht leicht war –, ab und an Massen an Stiften spitze und auf dem Pausenhof mit den Kindern spiele. Der ist ziemlich klein für alle und ich bin immer wieder erstaunt, wie viele Niños auf einer Rutsche spielen können. 





die Großen













Um kurz nach 11 ist dann Pause auch für die großen Schüler, bei der am Ende immer eine „Formación“, eine Art Versammlung mit klassenweiser Aufstellung ist. Da machen wir dann eine Andacht mit einem Lied vorher. Es scheint, als ob die Kinder nicht zuhören würden, sie machen nicht wirklich bei dem Bewegungslied mit und oft geh ich aus der Pause und denk mir: „Hat überhaupt ein Kind mitbekommen, über was wir heute gesprochen haben?“. Aber dann, wenn ich in die Klassenzimmer gehe, dann höre ich, wie sie das Lied summen und singen. Und das ist eine Freude zu hören, dass sie doch dabei sind, dass sie doch zuhören… :)
bei der Andacht und Formation


meine 3.Klasse








Nach der Pause bin ich in der Klasse 3°Basico im Mathe-Unterricht. Da geht es für mich aber eher darum, Ruhe reinzubringen und bei den einzelnen Schülern zu sein, sagen dass sie sich setzten sollen, das Heft rausholen, mitschreiben.... Der Unterricht ist ganz anders als in Deutschland. Die Kinder laufen während der Stunde rum, es wird sich nicht gemeldet und sie sind mit ihrer Konzentration oft woanders. Daher ist es nicht leicht Unterricht zu halten. Was allerdings sehr beeindruckend ist: Es wird geteilt. Und zwar alles. Ob das jetzt Kekse sind, Radiergummis oder Stifte, alles wird geteilt. Viele haben keine eigenen Schreibmaterialien und daher laufen sie durch die Klasse, leihen sich gegenseitig ihre Radiergummis, bringen sie zurück, schauen bei einem Freund vorbei… und das ist natürlich auch ein Unruhefaktor.

die Aufstellung

Diesen Montag ist Schuljahresende und die Sommerferien beginnen. Das wird mit einer Weihnachtsfeier begangen, bei der auch wir ein kleines Theaterstück aufführen werden.








im neuen Essensraum von Placeres
Ansonsten hatten wir gestern und heute eine Vor-Weihnachtsfeier mit den Leuten von der Armeinspeisung, bei der wir ein kleines Weihnachtsgeschenk gebastelt haben und selbstgemachte Schoko-Crossies gegessen haben. Und wir haben Stille Nacht, heilige Nacht auf Spanisch gelernt.

auf dem Weihnachtsmarkt
Es kommt mir immer noch komisch vor, dieses Lied im Schatten am Mittag zu singen, aber ich glaube das „echte“ heimelige Weihnachtsgefühl wird sich nicht mehr einstellen. Auch wenn Chile sich sehr bemüht und es sogar Weihnachtsmärkte gibt, wo neben all dem Weihnachtsballaballa mit hektisch-blinkenden Lichterketten, glitzerüberhäuften Plastikkugeln und kleinen Plastikbäumen auch Strand- und Wasserspielzeug angeboten wird. Weihnachtsstimmung bekommt hier eine ganz andere Bedeutung…


meine 3 Adventskalender
Wir haben einen Adventskalender mit Bibelversen für den Guay hier in Valpo und in Viña gebastelt, den wir jeden Tag aufhängen. Und ich hab natürlich auch einen Adventskalender. Einen? Nein gleich drei!! Da ein dickes Dankeschön an die Mama von Simon, die uns in weiser Voraussicht einen Milka-Adventskalender geschickt hat, an die liebe Ines, die mir einen Lars-Eisbärkalender geschickt hat und an meine Mama, die mir wie jedes Jahr ganz viele rote und grüne individuelle Päckchen geschnürt hat – diesmal schon im August. Ich freue mich jeden Morgen auf´s Öffnen und Staunen :)
unser CVJM-Weihnachtsbaum


Ich hab in letzter Zeit auch ganz viel Post bekommen, viele liebe Karten und Briefe und auch Päckchen. Dafür möchte ich mich ganz herzlich bedanken. Ihr glaubt gar nicht, wie schön es ist, mal wieder am Sekretariat vorbei zu schleichen in der Hoffnung, dass man gerufen wird, weil man Post bekommen hat. Und dann die liebevollen handgeschriebenen Worte in der Hand zu halten. Es ist doch anders als eine Mail oder Facebook.

auf einer Boots-Tour

















Heute haben wir die Briefe auf dem Balkon gelesen, bzw. wollten es tun. Doch dann kam ein Windstoß und hat 3 Briefe vom Balkon in die Luft gewirbelt, wie im Film hochgezogen und auf die stark befahrene Straße geblasen. Sah eigentlich ganz schön aus, nur dass es leider unsere wertvollen Briefe aus Deutschland waren. Rahel und ich sind noch nie so schnell diese 5 Stockwerke runter gerannt, auf die Straße, die Briefe suchend uns fast überfahren lassen… Naja, ganz so spektakulär war´s dann auch wieder nicht. Aber immerhin haben wir die ganze Post wiederbekommen. Und sie haben jetzt so etwas wie Stempel von den Autoreifen auf den Umschlägen… ;)


Bald haben wir Zwischenseminar. Ja, wir sind schon ne ganze Weile hier. Was mich richtig freut: Dieses Seminar wird nicht hier in Valpo stattfinden, auch nicht in Chile, sondern in Peru. Wir werden vom 16.-23. Dezember in der Hauptstadt Lima sein. Ich bin gespannt wie es wird, freue mich die Peru-Volis zu sehen und ein neues Land aus Südamerika zu besuchen, um vielleicht auch einen Vergleich zu bekommen, wie es in Chile ist. Aber ich freu mich auch einfach mal rauszukommen, mal nichts vorzubereiten und Zeit zum Reflektieren zu haben.


Natürlich gibt´s wie immer in der Galerie weitere Bilder... :)